Giftanschlag auf Bäume in Berlin-Gatow
Der Tatort: Eine Badewiese in Berlin-Gatow. Das Verbrechen: Mehrfacher Baummord durch Giftinjektion. Unbekannte haben im Juli 2024 rund 40 Bäume angebohrt und vergiftet, die nun abzusterben drohen. Dabei handelt es sich um keinen Einzelfall – der Baumschutz in der Hauptstadt wird gefährdet. Von Spandau bis Köpenick gibt es immer wieder Nachrichten, dass Bäume mit Absicht beschädigt werden. Dieser Fall hat jedoch so ein Ausmaß angenommen, dass wir uns ein Bild von der tragischen Lage vor Ort machen mussten.
- Bäume wurden angebohrt, vergiftet und getötet
- Ein Gespräch mit einem Anwohner
- Beobachtungen von den Baumschäden vor Ort
Bäume wurden angebohrt, vergiftet und getötet
Die Havel ist nicht nur ein wichtiger Verkehrsweg. An ausgewiesenen Orten bietet sie Anwohnern auch eine Möglichkeit zur Erfrischung von der sommerlichen Hitze. Einer dieser Orte ist die große Badewiese in Berlin-Gatow im Westen der Hauptstadt. Rund um die öffentliche Badestelle ragen alte Bäume wie Linden, Eichen, Erlen und Ahornbäume weit in den Himmel. Sie spenden Schatten und bieten den Badenden auch ein Maß an Privatsphäre.
Die Bäume stehen auf öffentlichem Grund. Damit liegt die Baumpflege in der Verantwortung des Straßen- und Grünflächenamtes. Im Rahmen einer routinemäßigen Baumkontrolle fanden die Fachkräfte Bohrlöcher in den Stämmen vor. Mitte Juli 2024 berichteten das Bezirksamt Spandau und lokale Medien über die mutwillige Beschädigung von etwa 40 der Bäume an der Gatower Badewiese. Demnach lagen noch frische Holzspäne an den Baumfüßen. Auch ein liegengelassener Bohrer wurde vorgefunden. Das Bezirksamt erstattete daraufhin Anzeige gegen Unbekannt.
Die Ermittlungen dauern weiterhin an. Nach aktuellen Schätzungen beläuft sich der Schaden an den vergifteten Bäumen auf eine Summe von bis zu 310.000 Euro. Sterben die Bäume ab, ist eine Baumfällung aufgrund mangelnder Verkehrssicherheit notwendig. Die systematische Vorgehensweise legt nahe, dass es sich um eine bewusste Tat handelt. Die Gründe sind nicht bekannt. Wie wir aber vor Ort feststellten, gibt es bereits Vermutungen.
Ein Gespräch mit einem Anwohner
Auf dem Weg zu den vergifteten Bäumen begegnen wir einem Anwohner bei seinem abendlichen Spaziergang. Bereit, mit uns über die Situation zu sprechen, möchte er verständlicherweise anonym bleiben. Schließlich sind die Täter noch auf freiem Fuß.
„In der Nachbarschaft hat niemand etwas mitbekommen. Muss wohl eine Nacht und Nebel Aktion gewesen sein“. Keine Geräusche, niemand wurde gesehen. „Viele sind fest überzeugt, dass sich jemand einen besseren Ausblick auf die Havel verschaffen will. Wer genau, das weiß keiner“. Eine weitere Meinung sei, dass Investoren oder Baufirmen dahinterstecken. „Einfacher Vandalismus war das nicht. Das riecht nach krimineller Energie. Da hat sich jemand sehr viel Mühe gegeben“.
„Die große Badewiese wird nicht nur von uns Gatowern besucht. Gefühlt ganz Spandau hat hier Spaß. Das ist auch gut so“. Er lebe schon lange am Havelufer und schätze die naturbelassene Umgebung. „Es ist einfach traurig und unverständlich, dass jemand diesen Spaß trüben möchte. Nicht zu sprechen von dem immensen Schaden an der Natur, unserer Nachbarschaft und der schönen Landschaft, die für alle da ist“.
Leider wird wieder einmal deutlich, dass Baumschäden durch Extremwetter nicht die einzige Ursache für ein frühzeitiges Absterben sind – sondern auch der Mensch. Entgegen aller Maßnahmen und Verbote im Baumschutz leisteten Kriminelle hier ihren Beitrag zum Baumtod.
Beobachtungen von den Baumschäden vor Ort
Über den Waldschluchtpfad setzen wir unseren Weg zur Badewiese fort. Links und rechts riesige Bäume, darunter Einfamilienhäuser. Inmitten des satten Grüns können wir schon aus weiter Ferne mehrere Baumkronen entdecken, die kein oder braunes Laub tragen.
Der Pfad führt einen Hügel bis zur Havel herab. Während am gegenüberliegenden Ufer einige Segelboote zu sehen sind, entspannen sich zahlreiche Besucher auf der Gatower Badewiese. Es dauert nicht lange, bis wir das erste Bohrloch erblicken. Es ist kaum zu übersehen – nicht nur aufgrund seiner fingerbreiten Größe. Sondern auch, weil es von den Behörden mit rotem Spray markiert wurde.
Einer von rund 40 Bäumen, denen nun der Tod droht. Sie stehen entlang des Ufers, in der Nähe der Wiese sowie auf dem Hügel. Die Bohrlöcher allein würden wahrscheinlich nicht zum Absterben führen. Sie wurden als Eintrittspforte für das Gift genutzt. Berichten zufolge wurde eine Substanz am Tatort vorgefunden. Welche es war, ist noch nicht bekannt – die Ermittlungen dauern an. Was jedoch feststehen muss, ist der Mutwille.
Wir finden zahlreiche weitere Bäume vor, welche auf diese Weise hingerichtet wurden. Sei es nun aufgrund eines besseren Ausblicks auf die Havel, aus wirtschaftlichem Interesse oder anderen Gründen: Dieser systematische Baummord ist in jeder Hinsicht zu verurteilen. Als Portal für Baumpflege, aber auch als Menschen, ist uns der Baumschutz wichtig. Deshalb werden wir das Geschehen in Berlin weiter verfolgen und über die aktuellen Entwicklungen berichten.
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