Wann ist der richtige Zeitpunkt für den Obstbaumschnitt?
Äpfel, Kirschen, Pflaumen und mehr: Indem Gartenbesitzer ihre Obstbäume schneiden, tun sie ihren Bäumen viel Gutes. Durch den gezielten Baumschnitt lässt sich nicht nur die Entwicklung steuern, sondern auch die Qualität und Menge der Früchte optimieren. Wie bei vielen anderen Arbeiten im Garten gilt auch hier, dass der richtige Zeitpunkt ist für den Obstbaumschnitt entscheidend ist. Fehler wie ein zu früher oder zu später Schnitt können das Wachstum und die Wundheilung negativ beeinflussen. Genau das soll bei der Baumpflege schließlich vermieden werden, um vitale und fruchtreiche Bäume zu erhalten.
- Die Baumart bestimmt den Schnittzeitpunkt
- Kernobst: Äpfel, Birnen und Quitten
- Steinobst: Kirschen, Pflaumen und Aprikosen
- Häufige Fehler beim Beschneiden von Obstbäumen
Die Baumart bestimmt den Schnittzeitpunkt
Sei es zur Regulierung des Wachstums, einer verbesserten Lichtversorgung, der Ertragsoptimierung oder der allgemeinen Förderung der Vitalität – Baumbesitzer greifen zur Astschere, um ihren Bestand zu pflegen. So vielfältig die Ziele im Obstbaumschnitt sind, ist neben der artgerechten Durchführung auch die korrekte Zeit ein bestimmender Faktor. Stehen im Garten verschiedene Obstbäume, kann man sie nicht immer gleichzeitig beschneiden. Schließlich stellt jedes Gehölz eigene Anforderungen an seine Baumpflege. Daher gilt:
Die Baumart entscheidet über den richtigen Zeitpunkt für den Obstbaumschnitt. Kernobst wird generell im Februar und März geschnitten, Steinobst im Juli und August.
Der primäre Unterschied liegt in der Art und Struktur des Samens. Während Kernobst viele kleine Samen in einem Kerngehäuse aufweist, befindet sich in Steinobst ein einzelner, großer Kern. Alleinstehend haben diese Charakteristiken keinen Einfluss auf den Baumschnitt. Sie liefern aber einen Hinweis zu den biologischen Bedürfnissen und Vorgängen des Baumes. Sie sind ein Indikator für die unterschiedlichen Wachstumsbedingungen der Obstbäume, deren Wundheilung und Empfindlichkeit gegenüber der Witterung und Krankheiten. Damit gibt die Kategorisierung eine Richtung für die Baumpflege vor.
- Beispiele für Kernobst: Apfel, Birne, Quitte, Mispel, Eberesche, Mispel, Speierling
- Beispiele für Steinobst: Kirsche, Pflaume, Zwetschge, Aprikose, Pfirsich, Nektarine
Während Steinobst und Kernobst hilfreiche Sammelbegriffe sind, gibt es auch interne Unterschiede. Daher ist es wichtig, nicht nur die Kategorie, sondern auch die konkrete Sorte zu berücksichtigen. Um den jeweiligen Obstbaum schonend und fachgerecht zu beschneiden, muss daher die Baumart herangezogen werden.
Kernobst: Äpfel, Birnen und Quitten
Kernobstbäume sind robust und resistent gegenüber Witterungseinflüssen. Im Vergleich zu Steinobst sind sie weniger anfällig für Frostschäden. Diese Eigenschaft erlaubt es ihnen, einen Obstbaumschnitt zu einem Zeitpunkt zu verkraften, der außerhalb der Vegetationsperiode liegt. Der Sommer und Herbst können hinzugewählt werden, wenn der Baum besonders starken Austrieb hat. Trotz ihrer Resistenz sollte man die Obstbäume nicht schneiden, wenn sich die Temperaturen langfristig unter dem Gefrierpunkt befinden, um Schäden zu vermeiden.
Apfelbäume (Malus domestica)
Der Apfelbaum ist einer der beliebtesten Obstbäume für den Garten. Um einen kräftigen Neuaustrieb und eine gute Ernte zu fördern, bietet sich ein Baumschnitt zwischen Ende Januar und Ende März an. Weist der Apfelbaum übermäßiges Wachstum auf, das man eindämmen möchte, sollte man spätere Monate wählen. Hier kommen der Juli und September als ideale Zeit für einen Obstbaumschnitt in Betracht, mit dem das Wachstum gehemmt wird.
Birnenbäume (Pyrus communis)
Birnenbäume, genau wie Apfelbäume, stammen aus der Familie der Rosengewächse. Diese Verwandtschaft äußert sich in der ähnlichen Planung der Baumpflegemaßnahmen. Durch den Schnitt vor der Blüte im Frühling wird das Wachstum neuer Triebe begünstigt. Ein Form- und Pflegeschnitt nach der Ernte ist wiederum für die kontrollierte Ausprägung der Krone entscheidend, wobei der natürliche Habitus berücksichtigt werden sollte.
Quittenbäume (Cydonia oblonga)
Etwas seltener, dafür aber nicht weniger schmackhaft, sind die Früchte des Quittenbaums. Für einen möglichst hohen Ertrag sollte man diese Obstbäume im Frühjahr beschneiden. Durch das langsamere Wachstum von Quittenbäumen ist es besser, sie nicht jährlich, sondern alle zwei bis drei Jahre wieder in Form zu bringen. Totholz und Wasserreiser können wiederum ganzjährig entfernt werden.
Steinobst: Kirschen, Pflaumen und Aprikosen
Weiche Schale, harter Kern – Steinobst ist für seine saftigen Früchte bekannt. Im Unterschied zu Kernobst sind Steinobstbäume anfälliger für Pilzinfektionen und Schnittwunden. Das hat wiederum Auswirkungen auf die Zeit, in der man den Obstbaumschnitt durchführt. Daher lautet die Empfehlung, ihn während der aktiven Vegetationsperiode einzuplanen. Je nach Baumart reicht diese vom Frühling bis zum Herbst. Keineswegs sollte man im Winter zur Astschere greifen. Wichtig: Neben der örtlichen Baumschutzsatzung muss das Bundesnaturschutzgesetz eingehalten werden, welches radikale Rückschnitte zwischen dem 01. März bis zum 30. September verbietet.
Kirschbäume (Prunus avium & Prunus cerasus)
Kirschbäume gliedern sich in Süßkirschen (Prunus avium) und Sauerkirschen (Prunus cerasus) auf. Nicht nur der Geschmack ist anders, sondern auch der Schnittzeitpunkt. Während die Sauerkirsche auch einen frühen Obstbaumschnitt gut verträgt, sollte die empfindlichere Süßkirsche im Juni, Juli oder August nach der Ernte geschnitten werden. So bleibt genügend Zeit, um die entstandenen Wunden zu verheilen.
Pflaumenbäume (Prunus domestica)
Wie bei anderen Bäumen auch, ist der Erziehungsschnitt bei Pflaumenbäumen kurz vor der Blüte anzusetzen. Im weiteren Verlauf rückt der Erhaltungsschnitt in den Vordergrund, der für optimales Fruchtwachstum sorgt. Je nach Wuchsstärke sollte dieser alle ein bis zwei Jahre erfolgen. Von Ende Juli bis Ende September kann man die Pflaumen ernten und anschließend den Obstbaum beschneiden.
Aprikosenbäume (Prunus armeniaca)
Damit sich Aprikosenbäume rechtzeitig auf den Winter vorbereiten können, sollten die Schnittmaßnahmen zwischen Juli und August erfolgen. Während der September ebenso noch möglich ist, kann es bei Spätblühern sinnvoller sein, den nächsten Frühling zu wählen. Gleiches gilt, wenn man den Obstbaumschnitt nach der Ernte verpasst hat.
Häufige Fehler beim Obstbaumschnitt
Die Wahl des richtigen Zeitpunkts für den Schnitt ist die eine Seite. Eine wichtige Grundlage, die jedoch keine Aussage zum Umfang und der Durchführung der Maßnahmen trifft. Die andere Seite ist demnach, handwerklich korrekt vorzugehen. Für gesunde Gehölze mit einem üppigen Fruchtertrag gilt es, häufige Fehler beim Beschneiden der Obstbäume zu vermeiden.
Falsche Zielsetzung: Lange bevor man zum Werkzeug greift muss man sich verdeutlichen, was man mit dem Baumschnitt erreichen möchte. Möchte man den Baum in Form bringen, den Fruchtertrag steigern, eine Verjüngung erzielen oder das Wachstum hemmen? Daraus folgt wiederum, wann, welche und wie viele Baumteile entfernt werden müssen.
Bildung von Wassertrieben: Ein zu starker Obstbaumschnitt kann dazu führen, dass der Baum das verlorene Grün überkompensiert. Dazu bildet er vermehrt Wassertriebe aus, die keine Früchte tragen. Daher sollte man bei den Schnittmaßnahmen gezielt vorgehen und nicht zu viel aus der Baumkrone entnehmen.
Offene Wunden: Wunden, die nicht verheilen, können schimmeln und eine Eintrittspforte für Schädlinge und Krankheiten sein. Bei der Schnittführung sollte man daher immer darauf achten, die Obstbäume auf Astring zu schneiden und keine Fransen zu hinterlassen. Auf diese Weise wird die Überwallung gefördert. Damit bei Wassertrieben kein Auge zurückbleibt, können sie auch abgerissen werden.
Stumpfes Werkzeug: Schwer verheilende Wunden entstehen beim Baumschnitt unter anderem durch stumpfes Werkzeug. Gleichzeitig erhöht sich die Verletzungsgefahr. Was in der Küche für Messer gilt, gilt auch für die Scheren und Sägen, die man in der Baumpflege einsetzt: Scharfes Werkzeug macht die Arbeit leichter und sicherer.
Frühzeitige Vergreisung: Neben dem falschen Zeitpunkt ist der größte Fehler beim Obstbaumschnitt letztlich der, dass man ihn vollständig vernachlässigt. Dies hat wiederum zur Folge, dass der Baum vergreist. Das Wachstum lässt nach, der Fruchtertrag nimmt ab, die Totholzbildung nimmt verstärkt zu. Daher sollte man immer am Ball bleiben, damit die Bäume im Garten Jahr für Jahr gesund erblühen.
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