Der Borkenkäfer: Vom Befall bis zur Baumfällung
Die klimatischen Entwicklungen schaden den meisten heimischen Bäumen. Gleichzeitig fördern sie die Vermehrung von Schadinsekten. An bestimmten Arten ist eine immer häufiger auftretende Folge der Borkenkäferbefall, der wiederum zu Baumfällungen führt. Und das längst nicht nur in Wäldern, sondern auch in privaten Gärten. Während man den Borkenkäfer relativ früh erkennen kann, ist eine nachträgliche Beseitigung im befallenen Baum kaum möglich. Wie so oft gilt daher auch hier: Eine artgerechte Baumpflege ist das beste Mittel der Vorbeugung.
- Arten und Eigenschaften des Borkenkäfers
- Häufig betroffene Bäume und Verbreitung
- Wie erkennt man einen Borkenkäferbefall?
- Bekämpfung und Vorbeugung
Arten und Eigenschaften des Borkenkäfers
Bäume sind zahlreichen schädlichen Einflüssen ausgesetzt. Nebst Hitze, Trockenheit, Krankheiten und Pilzen wie dem Riesenporling müssen sie auch Schadinsekten standhalten. Darunter die Unterfamilie der Borkenkäfer: Durch ihren Befall stirbt das Gehölz ab, wodurch eine präventive Baumfällung notwendig wird. Der Name der Käfer ist schnell erklärt – sie bohren Löcher in die Borke. Mit dem Ziel, den Baum als Lebensgrundlage zu nutzen, Nährstoffe zu entziehen und sich in ihm zu vermehren.
In Deutschland gibt es mehr als 100 verschiedene Arten des Borkenkäfers, die sich unter anderem in Holzbrüter und Rindenbrüter unterteilen lassen. Holzbrüter wie der Gestreifte Nutzholzborkenkäfer bohren sich tief in das Holz und beeinträchtigen die Baumstabilität. Rindenbrüter bleiben in den äußeren Schichten und legen ihre Eier zwischen Borke und Rinde ab, wodurch sie Wasser- und Nährstoffbahnen beschädigen.
Zwei stark verbreitete Arten der Rindenbrüter sind der Buchdrucker sowie der Kupferstecher.
Buchdrucker (Ips typographus)
- Größe: 4,2 bis 5,5 Millimeter
- Färbung: Dunkelbraun bis schwarz
- Körper: Zylindrisch mit stumpfem Kopf
- Flügeldecken: Beiderseits 4 Absturzzähne
- Generationen im Jahr: 2 bis 3
Kupferstecher (Pityogenes chalcographus)
- Größe: 1,8 bis 2,8 Millimeter
- Färbung: Kupferbraun bis dunkelbraun
- Körper: Ähnlich, schmaler als der Buchdrucker
- Flügeldecken: Beiderseits 3 Absturzzähne
- Generationen im Jahr: 1 bis 2
Er ist größer, resistenter und vermehrt sich schneller: Der Buchdrucker ist wesentlich aggressiver als der Kupferstecher. Häufig steht er synonym für die gesamte Unterfamilie der Schadinsekten. Denn unter den Borkenkäfer-Arten ist der Befall durch den Buchdrucker für massive Waldschäden und daraus resultierende Baumfällungen verantwortlich.
Häufig betroffene Bäume und Verbreitung
Je nach Witterung können die Flugzeiten der Borkenkäfer zwischen April und September eingeordnet werden. Bevorzuge Wirtspflanzen sind Nadelbäume, insbesondere Fichten. Fichtenmonokulturen, die in Vergangenheit als Wirtschaftswälder angepflanzt wurden, bieten ideale Bedingungen zur Vermehrung. Die Gefahr eines Borkenkäferbefalls im Garten ist daher umso größer, je näher das Grundstück zu größeren Nadelbaumbeständen steht. Auch Kiefern und Tannen können befallen werden, während Laubbäume nur selten heimgesucht werden.
Die Verbreitung der Borkenkäfer und das Ausmaß vom Befall hängen stark von der Witterung ab. Trockenes und warmes Wetter, wie es durch den Klimawandel zunehmend auftritt, begünstigt die Ausbreitung. Aufgrund Trockenstress können die Bäume nicht ausreichend Harz produzieren – die wichtigste Abwehrmaßnahme gegen die Eindringlinge. In warmen Wintern überleben zudem mehr Larven, wodurch es im Folgejahr zu größeren Schwärmflügen kommt.
Wie erkenne man einen Borkenkäferbefall?
Je nach Stadium gibt es mehrere charakteristische Merkmale für einen Borkenkäferbefall, die man mit bloßem Auge erkennen kann. Zur Vorbeugung einer Baumfällung dient vor allem die Stärkung der Gehölze im Rahmen der Baumpflege. Insofern ist eine regelmäßige Überprüfung gefährdeter Arten wichtig. Typischen Anzeichen umfassen:
Harztröpfchen und Harzfluss am Stamm: Bei frischen Befällen kann verstärkter Harzfluss auftreten. Dies ist eine Abwehrreaktion des Baumes, um die Eindringlinge durch Harzaustritt an den Bohrlöchern abzuwehren.
Bohrmehl: Dieses braune, feine Bohrmehl sammelt sich am Stammfuß und bleibt in der Rinde hängen. Das erste deutlich sichtbare Zeichen, dass die Käfer aktiv an der Baumrinde nagen.
Spechtlöcher: Spechte ernähren sich von Käfern und Larven in Bäumen. Hört man ihr typisches Trommeln häufiger als üblich oder sieht bereits Spechtlöcher, sollte man seine Bäume untersuchen.
Nadelfall: Im fortgeschrittenen Stadium verliert der Baum an Vitalität. Das ist daran zu erkennen, dass sich die Nadeln bräunlich färben und schließlich abfallen – die Baumkrone stirbt.
Abgeplatzte Rinde: Im letzten Stadium löst sich die Rinde vom Stamm. Auf der Innenseite der Rinde sind die Fraßspuren zu sehen, die zum Tod des Baumes geführt haben.
Bekämpfung und Vorbeugung
Schnelles Handeln ist entscheidend, um eine Ausbreitung des Schädlings auf benachbarte Bäume zu verhindern. Ein betroffener Baum kann in der Regel nicht gerettet werden, da eine nachträgliche Beseitigung nicht möglich ist. Die Bekämpfung vom Borkenkäfer und einem weiteren Befall beruht daher auf der Baumfällung. Das befallene Holz muss abtransportiert, verbrannt oder zerkleinert und abgesichert gelagert werden, um den Lebenszyklus der Käfer zu unterbrechen.
Wichtig: Fällarbeiten, insbesondere die Not- und Gefahrenfällung, sind riskant. Privatleute sollten sich daher immer professionelle Unterstützung von einem Fachbetrieb sichern, statt selbst Hand anzulegen.
Bei verdächtigen Anzeichen sollte man zunächst Baumkontrolleure beauftragen, die den Baum weiter untersuchen. Auf Grundlage der Ergebnisse werden die weiteren Maßnahmen abgeleitet: Sei es der Erhalt oder die Fällung. Ist Letzteres der Fall, kommt es auf größte Sorgfalt an. Sämtliche Baumteile müssen penibel vom Standort entfernt werden, um die Beseitigung der Schadinsekten bestmöglich zu gewährleisten. Selbst bei einem bestätigten Befall durch den Borkenkäfer ist bei der anschließenden Baumfällung die Baumschutzverordnung der Gemeinde zu berücksichtigen. Ist ein befallener Baum geschützt, muss im Voraus ein Antrag auf Ausnahmegenehmigung gestellt werden.
Vitale Bäume können sich wehren
Die klimatischen Entwicklungen haben zur Folge, dass Bäume vermehrt unter Stress stehen. Gleichzeitig verbessern sich die Bedingungen für den Borkenkäfer, wodurch er vom Sekundär- zum Primärschädling avanciert ist. Die beste Prävention besteht demnach darin, für optimale Standortbedingungen zu sorgen und auf eine artgerechte Baumpflege zu setzen.
Eine gestärkte Vitalität ist förderlich für die natürlichen Abwehrmechanismen des Baumes, beispielsweise dem Harzfluss. Leider lässt sich ein Befall durch den Borkenkäfer nie mit absoluter Gewissheit verhindern. Einer Baumfällung bestmöglich vorzubeugen ist dennoch erstrebenswert – schon allein aufgrund der ökologischen Bedeutung der Bäume.
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